Robin Hood oder Rambo
Wer bin ich?
Gedanken eines Einsteigers.
Nachdem ich nun im Verein herausgefunden habe, welche Bogenstärke die richtige für mich ist, will ich nun einen eigenen Bogen. Aber welchen?
Okay, es heißt: Mit jedem Knüppel kann man Pfeile verschießen, Hauptsache der Pfeil ist der passende zum Bogen. Das ist schon richtig, aber ich brauche dann trotzdem erstmal einen "Knüppel". Und der soll mir auch gefallen. Nicht nur das Aussehen, sondern auch wie er sich für mich schießen lässt. Ja, die inneren Werte zählen!

Da gibt es einmal den Recurve- oder Jagdbogen.
Ich hab festgestellt, den sieht man jetzt in vielen Filmen, wo einer mit 'nem Bogen rumläuft.
Den schießen wohl auch die meisten. Kann also nicht verkehrt sein. Hat beim Turnier allerdings den Nachteil, dass die Konkurrenz am größten ist.
Aber darüber muss ich mir ja noch keine Gedanken machen.
Den Recurvebogen gibt es in einem Stück gefertigt und als Take down, also zum auseinander nehmen, was den Vorteil hat, dass man die Wurfarme wechseln und somit die Zugstärke verändern kann. Für den Transport auch ganz praktisch.
Da ich das traditionelle Bogenschießen ohne Visier bevorzuge, benötige ich keinen Bogen mit Zieleinrichtung. Diesen benutzen unter anderem die olympischen Schützen, aber diese Ambition habe ich nicht.
Ein Griffstück aus Metall macht den Bogen schwerer und dadurch gleichzeitig ruhiger beim schießen. Er stabilisiert ihn sozusagen. Für diesen Zweck kann man auch zusätzlich noch Stabilisatoren anbringen. Dank seiner Griffform liegt der Bogen auch sehr gut in der Hand.
Was die Wurfleistung betrifft, ist diese Art Bogen ganz weit vorn. Durch die gekrümmten Wurfarme wird eine hohe Pfeilgeschwindigkeit erreicht.
Klingt soweit schonmal alles super. Wie sieht's aber mit dem Preis aus?
Brauchbare Einsteiger-Recurvebögen gibt's tatsächlich schon ab 90,-€. Nach oben sind hier natürlich kaum Grenzen gesetzt und wer möchte, kann da schonmal 800,-€ für einen von der Stange ausgeben.

Ein weiterer Bogen in Recurvebauweise ist der Reiterbogen.
Er ist, wie der Name schon sagt, für den Gebrauch zu Pferde konstruiert. Mit kurzen und stark geschwungenen Wurfarmen, um das Handling auf dem Pferd zu erleichtern.
Hier ist der Reflex und Deflex des Bogens besonders ausgeprägt, um eine ausreichende Wurfleistung trotz der Kürze des Bogens zu erreichen. Er besitzt keine Pfeilauflage. Der Pfeil liegt auf dem Handrücken der Bogenhand (Handschuh nicht vergessen!).
Sicherlich auch sehr praktisch im Wald und Gestrüpp, da man nicht so leicht überall hängen bleibt.
Aber eigentlich ist sein Platz in den Händen eines Reiters am sinnvollsten. Nun, ich hab zwar alle Winnetou-Filme mehr als einmal gesehen, aber reiten kann ich immer noch nicht.
Interessehalber: was würde er denn kosten?
Zwischen 60,- und 400,-€ ist dieser Bogen zu kaufen.

Gut, dann sehe ich mir jetzt mal einen Langbogen an.
Und ich muss feststellen, Langbogen ist nicht gleich Langbogen.
Bisher dachte ich, das ist immer ein aus einem Stück Holz geschnitzter Bogen. Die gibt's natürlich auch, aber inzwischen ist der moderne Langbogen ein aus verschiedenen Hölzern und mit Glas belegter, teilweise sogar mit Carboneinlage, gefertigter Bogen.
Die Wurfarme sind meisten auch nicht mehr nur gerade, sondern haben eine leichte Biegung, ähnlich des Recurves, was auch ihre Effizienz verbessert.
Der Klassiker a la Robin Hood, also aus einem Stück geschnitzt, ist was für den, der es ganz traditionell mag. Hat aber den Nachteil, dass dessen Wurfleistung nicht sehr bemerkenswert ist, außer man kann eine Zugstärke von 60 Pfund und mehr ziehen. Auch der Handschock, also das Vibrieren des Bogens nach dem Abschuss, ist mir unangenehm aufgefallen.
Wesentlich angenehmer ist da schon der moderne Langbogen. Nimmt man hier einen mit Bambuswurfarmen, bekommt man trotz der größeren Länge, was ihn auch sehr angenehm zu ziehen macht, einen Bogen mit hoher Effizienz. Und sieht auch immer noch einem traditionellen Bogen am ähnlichsten.
Und der Preis?
Hm, hier ist die Spanne wohl mit am größten. Von 70,- bis weit über 1000,-€ ist hier alles zu haben. Für den Einsteiger tut es sicher die Mittelklasse von der Stange, aber irgendwann ist ein handgefertigter, auf den Schützen angepasster Bogen doch die richtige Wahl.

Und dann ist da noch der Compoundbogen.
Das ist ein Bogen?!
Sieht irgendwie aus wie ein Fahrrad.
Ahhh, hat den nich Rambo im Film geschossen? Genau!
Ja, auch der Compound gehört zu den Bögen, wenn er auch optisch nicht mehr viel mit einem klassischen Bogen zu tun hat.
Er ist die technisierte Version eines Bogens. Effizient, präzise und besonders für das Schießen mit Zieleinrichtung geeignet.
Wieso das?
Der Compound verfügt über Exzenterrollen, durch deren Umlenkwirkung (gleich einem Flaschenzug) das Endzuggewicht um 70-80% gesenkt wird. Das heißt, wenn man im Vollauszug steht hat man beim Zielen nur noch ein geringes Zuggewicht zu halten, was das lange Zielen ungemein erleichtert. Das gilt natürlich auch für das Zielen ohne Visier.
Klingt irgendwie teuer.
Blanke Compoundbögen (ohne Visier) gibt's ab ca. 150,-€. Teuer machts dann das Zubehör.
Compound mit Visier kosten ab 350,-€ aufwärts.
Da ich, wie schon erwähnt, das traditionelle, instinktive Schießen bevorzuge, kommt der Compound für mich schon mal nicht infrage. Natürlich kann man auch den instinktiv schießen, ist für mich aber nicht wirklich traditionell.
Also der Lang- oder Recurvebogen.
Hmm, der Recurvebogen hat schon was, aber irgendwie bin ich doch mehr der Robin Hood-Typ.
Also ein Langbogen.
Der ganz klassische Langbogen, aus einem Stück Holz, ohne Pfeilauflage und wirklich lang (mannshoch) ist mir aber doch zu unbequem. Also eher die moderne Bauweise, glasbelegt und am besten mit Bambuswurfarmen.
Ich denke, für den Anfang tut es einer von der Stange. Im Bogenladen kann man den auch ausprobieren und den passenden finden.
Aber der nächste Bogen wird ein handgefertigter vom Bogenbauer. Dann kann ich mir Form, Farbe und Holzarten aussuchen und er wird direkt an meine Hand und Haltung angepasst sein.
Ich freu mich schon drauf!

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Marcus (Montag, 31 Dezember 2018 15:05)
Super Beitrag! Ich bevorzuge trotzdem Compound. Bin also eher der Rambo-Typ ;)